Wort des Generalsuperiors zum Märtyrer Pater Engelmar

Pater Engelmar ist für die Kongregation der Missionare von Mariannhill ein großes und wunderbares Geschenk

Wir kennen alle die folgende Szene: „Annunclo vobis gaudium magnum“ – „Ich verkünde euch eine große Freude“. „Wir haben einen Papst“… und dann nach einer kleinen Pause: „und sein Name ist…“ jedes Mal, wenn die Wahl eines neuen Papstes der ganzen Welt verkündet wird.

Ich bin mir bewusst, dass hier jeder Vergleich hinkt, aber heute fühle ich genau so! Ich bin voll Freude und habe das Bedürfnis, diese Freude mit anderen zu teilen, sie laut hinauszurufen, dass sie gehört wird von jedem Mitbruder in unserer Kongregation, von der ganzen Kirche und der ganzen weiten Welt! Ja, freut euch, denn am 21. Januar 2016 hat Papst Franziskus formell erklärt, dass Pater Engelmar Unzeitig, ein Mitglied der Kongregation der Missionare von Mariannhill, ein Märtyrer ist. Und so dürfen wir bald, an einem noch endgültig festzulegenden Datum, seine Seligsprechung feiern. 

Als Pater Engelmar 1945 starb, war er gerade einmal 34 Jahre alt und erst seit sechs Jahren ein Priester. Vier dieser sechs Jahre verbrachte er im  Konzentrationslager Dachau. Am 21. April 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und sechs Wochen später ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Bald danach, am 11. Januar 1942, schrieb er in einem Brief: „Hoffe, auch hier einen kleinen Beitrag liefern zu können für die Heimholung der Welt ins Vaterhaus Gottes.“ Für mich ist diese Aussage nicht einfach eine Redefigur eines begeisterten Missionars, sondern ein ernstgemeinter Ausdruck einer bewussten und gewollten Verbindung mit Jesus Christus, der zu Nikodemus gesagt hatte: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh. 3,16)

Unter den unmenschlichen Bedingungen des Konzentrationslagers erfüllte Pater Engelmar die täglich anfallenden Aufgaben mit einer unbegreiflichen Hingabe und er nutzte jede Gelegenheit, um anderen Gefangenen zu helfen und zur Seite zu stehen. So lernte er im Geheimen Russisch, um russischen Kriegsgefangenen beistehen zu können und immer wieder teilte er die eigene karge Essensportion mit leidenden Mitgefangenen… So war niemand erstaunt, dass er sich als einer der Ersten freiwillig meldete, in isolierten Baracken Mitgefangene zu pflegen, die am Flecktyphus erkrankt waren und woran unter unbeschreiblichen Bedingungen täglich Dutzende starben und woran schließlich auch Pater Engelmar starb. Und jetzt hat Papst Franziskus öffentlich erklärt, dass Pater Engelmar als Märtyrer gestorben ist! Kurt Koch sagt: „Christliches Martyrium bedeutet nicht nur Leben aus dem Mysterium der Eucharistie, sondern auch und vor allem existenzielles Hineingenommen werden in dieses Mysterium selbst. Und aus dem Tod in Hingabe entsteht neues Leben.“ Das, so sagt Koch, ist die Botschaft der Märtyrer, die ganz in das eucharistische Geheimnis hineingenommen worden sind. (Kurienkardinal Koch an einem Vortrag beim Kongress über Christenverfolgung am 17. November 2015 In Schwäbisch Gmünd)

Ich bin überzeugt, dass dies auch die Botschaft von Pater Engelmar und sein Geschenk an uns ist: Auf dem Fundament und in der Kraft der Ewigen Gelübde ist Pater Engelmar Christus nachgefolgt. Gehorsam und voll Vertrauen hat er sich auf Jesus Christus eingelassen und hat so, mit Jesus und in ihm, in allem und überall des Vaters Plan erfüllt, der „die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“. Auf diese Weise lebte und wirkte Pater Engelmar während all der vier Jahre im Konzentrationslager als Missionar, als treuer Sohn von Abt Franz Pfanner, der keine Grenzen kannte in seinem brennenden Verlangen, die ganze Welt in Gottes Vaterhaus zurückzubringen, hinein in Gottes Reich, das, nach ihm, keine Grenzen hat. Aber bei unserem Mitbruder Pater Engelmar finden wir noch ein zusätzliches, tiefsinniges, Element. Es ist der Geist der „Kleinheit“ der Heiligen Theresia, der Patronin der Weltmission – die bescheidene Kraft des kleinen und treuen JA, im Bewusstsein und in der Überzeugung, dass alles Gnade ist und dass für Gott in seiner Sehnsucht alle Menschen zu retten, nichts und kein Ort unwichtig ist. 

Pater Engelmar, lieber Mitbruder, bete für uns und mit uns, damit wir alle Deinem Beispiel mutig folgen und so für Gottes Reich leben und wirken, damit auch in uns und durch uns, wie bei Dir, Gottes Plan erfüllt wird.