„Er ließ sich nicht verbiegen“

Pater Jörg Thiemann CMM feiert in der Kirche St. Marien in Maria-Veen einen Gedenkgottesdienst zu Ehren des Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM. Mit ihm standen auch Pater Christoph Beesten CMM und Pater Dr. Hubert Wendl CMM am Altar. 

In seiner Predigt stellte Pater Jörg Thiemann CMM einen Bezug zur heutigen Weltlage da: „Wo ist Gott?“ Diese Frage hörte ein jüdischer Rabbiner einen Mithäftling sagen, als ein kleiner Junge grausam am Galgen sterben musste. Doch er spürte in sich die Antwort: „Dort, am Galgen, da hängt Gott!“

Liebe Schwestern, liebe Brüder. Wo ist Gott – im Ukrainekrieg, in den Kriegen der Welt, in den Katastrophen, wo ist Gott bei dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien? Wieviel Häuser werden zerstört? Doch mehr noch – wieviel Seelen werden zerstört?

Wenn wir das Leben von Engelmar Unzeitig bedenken, dann hat er sehr viel Leiden und auch Entbehrungen erfahren müssen. Denn er war aufgewachsen in sehr bescheidenen Verhältnissen. Nach seiner Priesterweihe am 6. August 1939 in Würzburg führte ihn sein Weg nach Riedegg, wo er als Seelsorger französische Kriegsgefange betreute. Dann übernahm er auf die Bitte des Linzer Bischof die kleine Pfarrstelle in Glöcklberg. Gerade hier war sein Mut zum Glaubensbekenntnis gefordert. Denn viele Bewohner und Bewohnerinnen waren dem Nationalsozialismus zugetan. Weil Pater Engelmar Jesus Christus als den wahren Herrscher der Welt ansah, und zuerst Gott Gehorsam leisten wollte, kam er in seiner Gemeinde in Glöcklberg schnell in Konflikt mit einigen aus seiner Pfarrei.  Einer seiner Schüler denunzierte ihn. Nach einem Gefängnisaufenthalt in Linz wurde er nach Dachau ins Konzentrationslager gebracht. Doch Engelmar ließ sich auch hier nicht verbiegen. Welch ein fester Glaube muss in ihm gelebt haben, dass er alle Grausamkeiten, die er dann im KZ Dachau von 1941 – 1945 miterleben musste, aushalten konnte.  Welch eine tiefe Liebe hat Engelmar wohl bewegt, sich dann gegen Ende des Krieges freiwillig mit anderen zur Pflege der Typhuskranken zu melden. Er tat dieses in dem Wissen, dass diese Meldung wohl sein eigenes Todesurteil bedeutete.

„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung?“ „All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat!“ Diese Worte aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, hat Engelmar in sein Leben umgesetzt. Engelmar wusste sich getragen von der Liebe Christi. Jesus selbst ist für seine Botschaft in den Tod gegangen. Die Worte aus dem Römerbrief können auch uns Mut machen in den Schwierigkeiten, mit denen wir in unserer Zeit und in unserem Leben zu kämpfen haben. In seinen Leiden sah Engelmar einen Weg, weiter in der eigenen Liebe zu Gott zu reifen. Er schreibt am 7. Mai 1944, als er bereits drei Jahre im KZ Dachau inhaftiert war und sicher vieles hat erleiden müssen diese Worte: „Es erschüttert einen, wenn man sieht und hört, wie die Menschen, die man trifft, trotz der Heimsuchungen, mit denen Gott an ihr Herzenskämmerlein klopft und sie vom Seelenschlafe aufwecken will, weiter verstockt und verblendet dahinleben und eher verstockter und verbitterter werden. Andererseits erkennt man immer wieder, wie nach den Lehren unserer heiligen Religion all die Rätsel und Schwierigkeit, die anderen so viel zu schaffen mache, so schön gelöst werden und uns so viel Trost und Freude zuteilwird…“

Engelmar sah die Ursache allen Unrechts, in der Abkehr von Gott. Dachau, wo Engelmar starb, Auschwitz und all die Konzentrationslager zeigen, wohin die Welt kommen kann, wenn sie ohne Gott lebt und die Gebote Gottes mit Füßen tritt. Engelmar entdeckte – wie viele – wie sehr die Liebe zu Gott Trost und Kraft schenkt und vor jeder Verzweiflung bewahrt. Eben das können wir auch von Engelmar lernen – dieses tiefe Vertrauen in Gott, auch wenn die Zukunft Europas, die Zukunft der Welt oder die eigene Zukunft ungewiss ist, auch wenn sie – menschlich gesehen – düster ist. Wie Engelmar wollen wir Vertrauen in Gott fassen. Wir wollen fest glauben: Gott ist da in den Grausamkeiten des Lebens. Dieses Vertrauen wollen wir dann weiterschenken an die Mitmenschen. Amen.“