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Bilder und Texte von der Wallfahrt nach Glöckelberg 2023
Frau Monika Kraml hat uns dankenswerter Weise ihre Bilder von der diesjährigen Fußwallfahrt entlang des Schwemmkanals nach Glöckelberg zur Verfügung gestellt. Diese wollen wir gerne mit Ihnen teilen:
Die Predigt von Pater Jörg während des Wallfahrtsgottesdienstes finden Sie hier: https://www.mariannhill.de/home/nachrichten/haben-wir-echte-hoffnung

GEDENKTAG FÜR DIE SELIGEN MÄRTYRER VON DACHAU
Über 200.000 Menschen waren in der Zeit von 22. März 1933 bis zur Befreiung am 29. April 1945 im Konzentrationslagerkomplex Dachau inhaftiert, mehr als 41.500 sind dort umgekommen bzw. ermordet worden. Die katholische Kirche hat bisher 57 von ihnen wegen ihres besonderen Lebens- und Glaubenszeugnisses zu Seligen erklärt, einen von ihnen – den niederländischen Karmeliten Titus Brandsma – im letzten Jahr zum Heiligen.
Um die Erinnerung an diese Glaubenszeugen im Bewusstsein zu halten und mit ihrem Lebenszeugnis die Menschen von heute zu ermutigen, ist 2017 der Gedenktag am 12. Juni in den Diözesankalender von München und Freising aufgenommen worden. Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche des Karmel Heilig Blut Dachau wird dieser Seligen am Ort ihres Martyriums gedacht.
Ort: Karmel Heilig Blut Dachau, Alte Römerstraße 91, Dachau
Wann: Montag, 12. Juni 2023, um 19 Uhr

Wallfahrt nach Glöckelberg 2023
Im Jahr 2023 wird wieder die traditionelle Wallfahrt der Mariannhiller Missionare nach Glöckelberg im Böhmerwald stattfinden, wo der Selige Pater Engelmar Unzeitig CMM bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo im April 1941 als Pfarrer wirkte. Termin ist SAMSTAG, 17. Juni 2023. Festprediger wird Pater Jörg Thiemann CMM sein. Die musikalische Gestaltung übernimmt ein „Mundharmonika Ensemble" aus Gallneukirchen.
Der Gottesdienst wird um 15 Uhr beginnen, davor ist wie üblich um 13.30 Uhr die kleine Fußwallfahrt mit Stationen zur Besinnung entlang des Schwemmkanals.

Fotos und ihr grausamer Hintergrund
In über 18 Monaten Forschungsarbeit haben Historikerinnen und Historiker von #LastSeen hunderte Fotos der NS-Deportationen aus mehr als 60 Orten gesammelt, darunter auch bislang unbekannte Bilder. In einer aufwendigen Recherche hat das Team Informationen über Verfolgte, die Täterinnen und Täter sowie die Orte und Abläufe der Deportationen zusammengetragen. Alle Ergebnisse sind jetzt in einem digitalen Bildatlas zu sehen. Damit wird das Wissen über die Vorbereitung des industriellen Massenmords an Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma erweitert und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Projekt #LastSeen ist eine Initiative von fünf Forschungsinstitutionen aus Deutschland und den USA.
Neue Bildfunde und Informationen über Personen auf den Bildern
Ein Beispiel für einen bedeutenden Neufund sind Aufnahmen einer Deportation aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Durch den Kontakt zu Nachkommen von Deportierten, die heute in den USA leben, stieß das #LastSeen-Team auf zwei bisher weitgehend unbekannte Fotos. Hinweise aus der Familie halfen dabei, fünf darauf abgebildete Personen zu identifizieren. Am 12. April 1942 wurden 106 Halberstädter Jüdinnen und Juden ins Warschauer Ghetto deportiert. Niemand kehrte zurück.
Außergewöhnlich sind auch Fotografien aus Bremen, die im Bildatlas erstmals digital veröffentlicht werden. Es sind die einzigen bisher bekannten Bilder, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Tätern, sondern von Angehörigen fotografiert wurden und deshalb das Geschehen aus einer anderen Perspektive zeigen.
Auch auf Bildern einer der wohl bekanntesten Bildserien, die die Deportation der Münchener Jüdinnen und Juden am 20. November 1941 nach Kaunas dokumentiert, gelang es dem #LastSeen-Team in Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtarchiv, weitere Personen zu identifizieren: Zu Ihnen zählen Gertrud Cahn und ihre Tochter Judis, die mit nur einem Jahr das jüngste Kind unter den knapp 1.000 an diesem Tag aus ihrer Heimatstadt verschleppten Menschen war.
Digitale Präsentation der Ergebnisse – weltweit zugänglich
Im digitalen Bildatlas ist die Fotosammlung mit Hilfe verschiedener Filter und über eine Karte durchsuchbar. Per Mausklick lassen sich zahlreiche Detailinformationen abrufen: Wer ist auf den Fotos abgebildet? Welches Schicksal mussten die Verfolgten erleiden? Was ist über den historischen Kontext bekannt? Wer hat fotografiert?
Projektleiterin Dr. Alina Bothe unterstreicht die Bedeutung der Bilder: „Die Fotografien belegen, dass die NS-Deportationen öffentlich sichtbar und an vielen Orten im Deutschen Reich stattfanden. Unsere Forschung zeigt, dass es bis heute noch unbekannte und kaum erschlossene Bilder gibt.“
Der Bildatlas wird laufend weiter ausgebaut. Aktuell sind es bereits 33 Bildserien und 230 Biografien abrufbar, die zum einen der Erinnerung dienen und zum anderen Anknüpfungspunkte für Bildungsprojekte sind.
Für Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives und #LastSeen-Projektpartner, sind die Fotos auch ein Schlüssel für die Gegenwart: „Wir alle wissen, wie wichtig Bilder sind, um sich etwas vorzustellen und zu verstehen. Die Deportationsfotos können ein sehr wirkungsvoller Zugang zu essenziellen Fragen unserer Verantwortung heute sein.“
Entdeckungsspiel – Geschichte selbstständig erschließen
Begleitend wurde ein interaktives Entdeckungsspiel entwickelt, das jungen Menschen ab 16 Jahren einen altersgerechten Zugang zum Thema NS-Deportationen bietet. In der Rolle einer Journalistin oder eines Journalisten suchen sie auf einem virtuellen Dachboden nach Informationen für einen Blogartikel über eine Deportation. Anhand von Fotos, Dokumenten, Notizen und Gegenständen rekonstruieren die Jugendlichen, wie die Deportation von Jüdinnen und Juden zum Beispiel aus der thüringischen Stadt Eisenach im Mai 1942 verlief.
#LastSeen wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht gefördert. Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der EVZ, betont den Wert der Forschung für junge Generationen: „Die Deportationsfotos machen das Schicksal der Verfolgten sichtbar, vermitteln historische Fakten und fordern dazu heraus, Fragen aus der Geschichte auf die Gegenwart anzuwenden. Unsere MEMO-Jugendstudie zeigt, dass visuelle Inhalte von jungen Menschen in Bildungsmaterialien zur NS-Geschichte als besonders sinnvoll bewertet werden.“
Forschungsprojekt wird fortgesetzt
Das Forschungsprojekt #LastSeen soll fortgesetzt werden. Im Mittelpunkt der kommenden Projektphase wird die Ausweitung der Recherche auf die Krankenmorde stehen. Außerdem sollen im nächsten Schritt Bilder und Informationen zu den Deportationen aus Österreich und dem Sudetengebiet zusammengetragen werden.

"Er ließ sich nicht verbiegen"
Pater Jörg Thiemann CMM feiert in der Kirche St. Marien in Maria-Veen einen Gedenkgottesdienst zu Ehren des Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM. Mit ihm standen auch Pater Christoph Beesten CMM und Pater Dr. Hubert Wendl CMM am Altar.
In seiner Predigt stellte Pater Jörg Thiemann CMM einen Bezug zur heutigen Weltlage da: „Wo ist Gott?“ Diese Frage hörte ein jüdischer Rabbiner einen Mithäftling sagen, als ein kleiner Junge grausam am Galgen sterben musste. Doch er spürte in sich die Antwort: „Dort, am Galgen, da hängt Gott!“
Liebe Schwestern, liebe Brüder. Wo ist Gott – im Ukrainekrieg, in den Kriegen der Welt, in den Katastrophen, wo ist Gott bei dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien? Wieviel Häuser werden zerstört? Doch mehr noch – wieviel Seelen werden zerstört?
Wenn wir das Leben von Engelmar Unzeitig bedenken, dann hat er sehr viel Leiden und auch Entbehrungen erfahren müssen. Denn er war aufgewachsen in sehr bescheidenen Verhältnissen. Nach seiner Priesterweihe am 6. August 1939 in Würzburg führte ihn sein Weg nach Riedegg, wo er als Seelsorger französische Kriegsgefange betreute. Dann übernahm er auf die Bitte des Linzer Bischof die kleine Pfarrstelle in Glöcklberg. Gerade hier war sein Mut zum Glaubensbekenntnis gefordert. Denn viele Bewohner und Bewohnerinnen waren dem Nationalsozialismus zugetan. Weil Pater Engelmar Jesus Christus als den wahren Herrscher der Welt ansah, und zuerst Gott Gehorsam leisten wollte, kam er in seiner Gemeinde in Glöcklberg schnell in Konflikt mit einigen aus seiner Pfarrei. Einer seiner Schüler denunzierte ihn. Nach einem Gefängnisaufenthalt in Linz wurde er nach Dachau ins Konzentrationslager gebracht. Doch Engelmar ließ sich auch hier nicht verbiegen. Welch ein fester Glaube muss in ihm gelebt haben, dass er alle Grausamkeiten, die er dann im KZ Dachau von 1941 – 1945 miterleben musste, aushalten konnte. Welch eine tiefe Liebe hat Engelmar wohl bewegt, sich dann gegen Ende des Krieges freiwillig mit anderen zur Pflege der Typhuskranken zu melden. Er tat dieses in dem Wissen, dass diese Meldung wohl sein eigenes Todesurteil bedeutete.
„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung?“ „All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat!“ Diese Worte aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, hat Engelmar in sein Leben umgesetzt. Engelmar wusste sich getragen von der Liebe Christi. Jesus selbst ist für seine Botschaft in den Tod gegangen. Die Worte aus dem Römerbrief können auch uns Mut machen in den Schwierigkeiten, mit denen wir in unserer Zeit und in unserem Leben zu kämpfen haben. In seinen Leiden sah Engelmar einen Weg, weiter in der eigenen Liebe zu Gott zu reifen. Er schreibt am 7. Mai 1944, als er bereits drei Jahre im KZ Dachau inhaftiert war und sicher vieles hat erleiden müssen diese Worte: „Es erschüttert einen, wenn man sieht und hört, wie die Menschen, die man trifft, trotz der Heimsuchungen, mit denen Gott an ihr Herzenskämmerlein klopft und sie vom Seelenschlafe aufwecken will, weiter verstockt und verblendet dahinleben und eher verstockter und verbitterter werden. Andererseits erkennt man immer wieder, wie nach den Lehren unserer heiligen Religion all die Rätsel und Schwierigkeit, die anderen so viel zu schaffen mache, so schön gelöst werden und uns so viel Trost und Freude zuteilwird…“
Engelmar sah die Ursache allen Unrechts, in der Abkehr von Gott. Dachau, wo Engelmar starb, Auschwitz und all die Konzentrationslager zeigen, wohin die Welt kommen kann, wenn sie ohne Gott lebt und die Gebote Gottes mit Füßen tritt. Engelmar entdeckte – wie viele – wie sehr die Liebe zu Gott Trost und Kraft schenkt und vor jeder Verzweiflung bewahrt. Eben das können wir auch von Engelmar lernen – dieses tiefe Vertrauen in Gott, auch wenn die Zukunft Europas, die Zukunft der Welt oder die eigene Zukunft ungewiss ist, auch wenn sie – menschlich gesehen – düster ist. Wie Engelmar wollen wir Vertrauen in Gott fassen. Wir wollen fest glauben: Gott ist da in den Grausamkeiten des Lebens. Dieses Vertrauen wollen wir dann weiterschenken an die Mitmenschen. Amen."

30.000 Namen in einer Woche - #everynamecounts-Challenge zum Holocaust-Gedenktag
Zum internationalen Holocaust-Gedenktag rufen die Arolsen Archives dazu auf, bei #everynamecounts mitzumachen und innerhalb einer Woche 30.000 Namen zu digitalisieren.
Damit die Namen der Verfolgten in Erinnerung bleiben, erfassen Tausende von Freiwilligen die Daten von historischen KZ-Dokumenten: Die Initiative #everynamecounts macht es Menschen leicht, selbst ein Zeichen zu setzen und aktiv zu werden. Zwischen dem 23. und 29. Januar sollen nun mithilfe von Freiwilligen 30.000 Häftlingskarten zu ehemaligen Gefangenen des KZ Stutthof erfasst werden. So wächst das größte digitale Denkmal für die Opfer und Überlebender der Nazi-Zeit immer weiter.
Anders als viele bekannte Rituale des Erinnerns und Gedenkens, eröffnet #everynamecounts einen direkten Weg, sich anhand von Einzelschicksalen mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Für Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, liegt darin ein besonderer Wert: „Viele erzählen uns, dass sie beim Mitmachen einen unmittelbaren Bezug zu der Person fühlen, deren Namen sie erfassen. Sie empfinden das große Unrecht und schlagen selbst die Brücke zu heute. Die Gründe für Verfolgung sind nicht Geschichte!“
Neue Schirmfrau von #everynamecounts ist die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Eine Reihe von deutschen und internationalen Institutionen, Schulen sowie auch Unternehmen werden sich an der Challenge 2023 beteiligen, darunter das Bundesarchiv, der Zentralrat der Juden in Deutschland, Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Reporter ohne Grenzen Deutschland, das U.S Generalkonsulat Frankfurt, die Jewish Claims Conference, das Memorial Center Srebrenica sowie Pfizer.
Warum Dokumente aus dem KZ Stutthof?
Bereits einen Tag nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen errichteten die deutschen Besatzer im September 1939 das KZ Stutthof. Bis zur Befreiung waren etwa 110.000 Männer, Frauen und Kinder aus 28 Ländern in diesem Lager inhaftiert - etwa 65.000 Menschen wurden dort ermordet. In den Fokus rückte das KZ Stutthof zuletzt durch das späte Urteil gegen eine KZ-Stenotypistin. Da dieses Lager dennoch in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist, haben die Arolsen Archives speziell diese Dokumente für #everynamecounts ausgewählt.
Rückblick und Ausblick zu #everynamecounts
- Rund 60.000 Freiwillige aus aller Welt haben seit Frühjahr 2020 mitgemacht.
- Insgesamt haben sie über sechs Millionen Dokumente bearbeitet. Da jedes Dokument zur Qualitätssicherung insgesamt drei Mal von unterschiedlichen Personen erfasst werden muss, sind es bereits über zwei Millionen fertig digitalisierte Dokumente.
- Die Challenge mit 30.000 Dokumenten aus dem KZ Stutthof findet vom 23. bis zum 29. Januar statt.
- Den Freiwilligen steht nun ein neu entwickeltes Tool zur Eingabe der Daten zur Verfügung, das intuitiv nutzbar ist und einfach verständliche Erklärungen bietet.
Ab dem 23. Januar können Freiwillige sich an der Challenge beteiligen. Hier kommen Sie zu den Dokumenten: aroa.to/everynamecounts
Über die Arolsen Archives
Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft.

Grüße aus Tansania
Unsere Mitbrüder Bruder William Otieno CMM (li.) und Pater Denis Aura CMM (r.) präsentieren das neue Hinweisschild für die Pfarrei, die nach dem Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM benannt wurde. Pater Denis ist Pfarrer der Pfarrei in der Mbinga Diözese, Tansania.

Pfarrei erhält den Namen "Seliger Pater Engelmar Unzeitig"
In Tansania wurde jetzt eine Pfarrei nach dem Namen des Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM benannt. Sie liegt in der Diözese Mbinga und Bischof John C. Ndimbo nahm die Weihe vor. Der Missionar von Mariannhill, Pater Dennis Auro CMM, kümmert sich als Pfarrer um die Gemeinde.

#LASTSEEN SUCHT NACH BILDERN DER NS-DEPORTATIONEN
Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1938 und 1945 aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Lager ver-schleppt. Die Deportationen fanden überall statt, am helllichten Tag und für alle sichtbar. Und doch sind bisher nur wenige Fotos bekannt. In einer groß angeleg-ten Kampagne sucht die Initiative #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen weltweit nach weiteren Bildern und Informationen dazu. Jede und jeder kann mithelfen.
Am 20. April 1941 wurden fast 1.000 Jüdinnen und Juden von München nach Kaunas in Litauen verschleppt und ermordet. 14 Fotografien sind von dieser Deportation überliefert – eine seltene Ausnahme. Obwohl Kameras Ende der 1930er Jahre verbreitet und Filme erschwinglich waren, sind nur wenige hundert Deportationsfotos aus etwa 50 Orten überliefert. Die Initiative #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen der Arolsen Archives zusammen mit fünf nationalen und internationalen Partnern hat sich zum Ziel gesetzt, mehr dieser Aufnahmen zu finden.
#LastSeen hofft auf Beteiligung vieler Freiwilliger
#LastSeen wirbt dabei um Unterstützung der breiten Öffentlichkeit. „In alten Fotoalben und Kartons, auf Dachböden oder Flohmärkten, in Schubfächern oder Zeitungsarchiven könnten sich noch unentdeckte Fotos befinden“, sagt Dr. Henning Borggräfe, For-schungsleiter bei den Arolsen Archives, und hofft, dass sich möglichst viele Freiwillige an der Suche beteiligen.
Bring Your Photo – Austausch mit dem #LastSeen-Team
Deportationsfotos sind nicht immer leicht zu erkennen. Es sind zum Beispiel Menschen mit oder ohne Gepäck darauf abgebildet, vor Bahnhöfen oder auf Dorfstraßen, nicht im-mer ist Wachpersonal zu sehen. Historikerinnen und Historiker von #LastSeen bieten deshalb regelmäßig Veranstaltungen unter dem Motto „Bring your photo“ an – Sprech-stunden für den Austausch über Fotofunde, im Web und live vor Ort. Die Termine wer-den über die Website https://lastseen.org und die Social-Media-Kanäle der Kampagne #LastSeen bekannt gegeben. Online-Sprechstunden finden jeweils am ersten Dienstag des Monats von 16 bis 18 Uhr statt. Wer fündig wird, kann sich auch per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) an die Initiative wenden.
Ausstellung auf einem historischen LKW
Anlaufpunkt ist außerdem die Wanderausstellung #LastSeen. Bilder der NS-Deportatio-nen, die in diesem Jahr durch mehr als 25 Orte in Deutschland tourt. Die Ausstellung auf der Ladefläche eines historischen LKWs informiert über die Deportationen, macht auf die Suchkampagne aufmerksam und gibt Tipps für die Recherche. Zur Ausstellungsroute: https://lastseen.arolsen-archives.org/ausstellung/
Digitaler Bildatlas und pädagogisches Programm
Erste Ergebnisse von #LastSeen werden Ende 2022 in einem digitalen Bildatlas veröf-fentlicht und stehen dann sowohl der Forschung als auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Parallel dazu wird ein interaktives, partizipatives Tool entwickelt, mit dem Schülerinnen und Schüler das Bildmaterial zu Deportationen lesen und verstehen lernen.
Bring your photo! Online-Sprechstunde:
Jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 16 und 18 Uhr,
nächster Termin: 7. Juni 2022
Weitere Termine: https://lastseen.arolsen-archives.org/erinnern-mitmachen/bring-your-photo/

Gedenkgottesdienst für selige Märtyrer von Dachau
Den diesjährigen diözesanen Gedenktag der seligen Märtyrer von Dachau wird Kardinal Reinhard Marx mit einem feierlichen Pontifikalamt am Sonntag, 12. Juni, um 9 Uhr in der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau begehen.
Über 200.000 Menschen waren in der Zeit von 22. März 1933 bis zur Befreiung am 29. April 1945 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, mehr als 41.000 sind dort umgekommen bzw. ermordet worden. Die katholische Kirche hat bisher 57 von ihnen wegen ihres besonderen Lebens- und Glaubenszeugnisses zu Seligen erklärt. Dazu gehört auch unser Mitbruder, der Selige Pater Engelmar Unzeitig CMM. Vierzig von ihnen haben in diesem Jahr ihren 80. Todestag. Unter ihnen ist Titus Brandsma (1881-1942), ein niederländischer Ordenspriester, Journalist und Professor für Philosophie, der vor wenigen Tagen, am 15. Mai, als erster der seligen Märtyrer von Dachau in Rom heiliggesprochen worden ist.
Am Vortag wird in diesem Jahr in Polen in besonderer Weise an Schwester Maria Felicitas Ellmerer aus dem oberbayerischen Grafing erinnert: Sie wird im Dom zu Wrocław, dem früheren Breslau, seliggesprochen. Sr. Maria Felicitas, 1889 in Grafing geboren und auf den Namen Anna getauft, tritt 1911 der Kongregation der Schwestern von der Heiligen Elisabeth bei und wird am 24. März 1945 in Neisse, dem heutigen polnischen Nysa, von Soldaten der sowjetischen Roten Armee erschossen, als sie sich und andere Frauen vor drohenden Vergewaltigungen schützte.
Um die Erinnerung an diese Glaubenszeugen im Bewusstsein zu halten und mit ihrem Lebenszeugnis die Menschen von heute zu ermutigen, ist im Jahr 2017 der Gedenktag am 12. Juni in der Erzdiözese München und Freising eingeführt worden. Mit einer Eucharistiefeier in der Todesangst-Christi-Kapelle, dem der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, vorstehen wird, wird dieser Seligen am Ort ihres Martyriums gedacht. Zum Gottesdienst erklingt die 1944 im KZ Dachau komponierte „Dachauer Messe“ des Benediktinerpaters und ehemaligen Häftlings Gregor Schwake OSB – aufgeführt von der Münchner Dommusik unter Leitung von Domkapellmeisterin Lucia Hilz.

77 Jahre Kriegsende – 8. Mai 2022
Im „Hilfsnetzwerk für die Überlebenden der NS-Verfolgung in der Ukraine“ haben sich mittlerweile 47 Gedenkstätten, Museen, Vereine und Initiativen zusammengeschlossen. Dieses noch nie dagewesene Bündnis konnte in den letzten drei Monaten über 300 Menschen auf unterschiedliche Weise helfen. Dafür wurden bislang 62.000 Euro Spendengelder eingesetzt.
Zu den Hilfeempfängern gehören auch ehemalige sowjetische Kriegsgefangene. Die Rote Armee trug maßgeblich dazu bei, dass die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapitulierte und der Zweite Weltkrieg in Europa endete. Über 5 Millionen Soldat*innen der sowjetischen Armee gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft und über die Hälfte von ihnen starb in Folge von Gewalt, Mangelernährung und fehlender medizinischer Versorgung in den deutschen Kriegsgefangenenlagern oder wurde durch Erschießungen unmittelbar nach Gefangennahme oder in Konzentrationslagern ermordet. Die Soldat*innen der Roten Armee stammten aus allen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion wie etwa auch der Ukraine. Die hochbetagten Überlebenden sind heute allesamt über 90 Jahre alt und in vielen Fällen bettlägerig oder auf besondere pflegerische Unterstützung angewiesen.
Hilfsnetzwerk engagiert sich für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine
Den Überlebenden, die durch den aktuellen Krieg in der Ukraine erneut bedroht sind, gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Das Hilfsnetzwerk sucht daher derzeit den direkten Kontakt zu den Überlebenden in der Ukraine in Form von Telefonanrufen aus Deutschland. So konnte beispielsweise mit einem ehemaligen Kriegsgefangenen und seiner über 70-jährigen Tochter gesprochen werden, die in einem Dorf im besetzten Gebiet Cherson leben. Für sie bedeutete der Anruf ein Funken Hoffnung, denn ihre Lebensmittelvorräte und Hygieneartikel sowie Medikamente waren größtenteils aufgebraucht. Dieser akuten Versorgungsnotlage wird durch Hilfspakete aus Kyiv begegnet, realisiert über Spenden durch das Hilfsnetzwerk und Partner*innen vor Ort. Svetlana Nejelscaia (stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI) führt für das Hilfsnetzwerk unter anderem diese Telefonate und betont: „Die Hilfe wird jetzt so dringend benötigt wie nie. Wir brauchen weiterhin ein großes bürgerschaftliches Engagement und sind auf Spenden angewiesen, um die Unterstützung vor Ort auch über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten zu können.“
In Hinblick auf den 77. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom NS-Regime am 8. Mai 1945 wiederholen viele der Überlebenden ihre mahnenden Worte gegen Krieg mit besonderer Eindringlichkeit. Der ehemalige sowjetische Kriegsgefangene Lev Frankfurt brachte dies bereits vor einigen Jahren bei einer Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne auf den Punkt: „Der Friede ist kostbar. Das Leben ist kostbar. Die Freiheit ist kostbar. Sie sind die Basis unserer Würde als Menschen. Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, diese Einsicht zu schützen und zu bewahren.“

Wir lassen sie nicht alleine
Neu gegründetes Hilfsnetzwerk will Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine unterstützen.
Der Krieg in der Ukraine hat verheerende Auswirkungen für Millionen von Menschen und die Lage wird immer dramatischer. Auch etwa 42.000 Überlebende von NS-Lagern und -Verfolgungsmaßnahmen leben in der Ukraine. Ihnen muss jetzt und langfristig vor Ort geholfen werden. Grundbedarfsgüter wie Nahrungsmittel, lebenswichtige Medikamente und Kleidung werden bereits in manchen Gebieten immer knapper oder stehen gar nicht mehr zur Verfügung. Fluchtartig müssen Menschen ihre Wohnung und Heimat verlassen und können oftmals nur das Notwendigste mitnehmen.
Deshalb haben sich auf Initiative des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI rund 30 Gedenkstätten, Museen sowie verschiedene Initiativen und Vereine aus der ganzen Bundesrepublik dazu entschlossen ein Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine aufzubauen, um schnell und unbürokratisch den hochbetagten Opfern der NS-Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik und ihren Familien zu helfen.
Zu vielen haben die im Netzwerk vertretenen Einrichtungen seit einigen Jahren und Jahrzehnten Kontakt. Zudem brauchen unsere langjährigen Partnerorganisationen nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Russland und Belarus Unterstützung: Für ihr Personal, aber auch bei der Sicherung ihrer Arbeitsergebnisse, Archivalien und Daten.
Für diesen Zweck wurde ein Spendenkonto eingerichtet, welches von dem Berliner Verein KONTAKTE-KOHTAKTbI, der seit vielen Jahren Erfahrungen mit Spendenauszahlungen in dieser Region hat, treuhänderisch verwaltet wird. Die Koordination des Netzwerkes wird freundlich unterstützt von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ).
Eine Internetseite, auf der fortlaufenden über den aktuellen Stand unserer Aktionen unterrichtet wird, finden Sie hier: www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de